EU-Plastik-Strategie und ihre Relevanz für die Schweiz

1      16.09.2021

Die EU-Kommission hat im Januar 2018 als Teil des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft eine Strategie für Kunststoffe mit Zeithorizont 2030 veröffent-licht. Hintergrund dazu sind marine litter, microplastics und auch das Importverbot von China für Plastik-Abfälle. Die Strategie beinhaltet sehr ambitionierte Absichtserklärungen und Ziele.

Durch eine verbesserte Kooperation über die ganze Wertschöpfungskette sollen bis 2030 alle Plastik-Verpackungen rezyklierfähig gemacht sowie eine hohe Sammelquote und eine Recyclingquote über 50% erreicht werden. Die Produzenten und Inverkehrbringer sind aufgerufen, im Sinne der «Erweiterten Produzenten-Verantwortung» die Herausforderungen aktiv anzugehen, indem zum Beispiel das Design for Recycling der Verpackungen über finanzielle oder kommunikative Anreize verbessert wird.

Kernpunkte der Plastik-Strategie

Bis 2030 alle KunststoffverpackungenMehrweg oder rezyklierfähig.

  • Bis 2030 wird mehr als die Hälfte vom generierten Kunststoffabfall rezykliert
  • Separatsammlungen erreichen ein hohes Niveau
  • Sehr hohe Sammelquoteund damit Verhinderung marine litter, Recyclingquote > 50%.
  • 4x mehr Infrastruktur für Sortierung und Recyclingbis 2030, 200‘000 neue Jobs.
  • Kein Export schlechter Qualität („China“) mehr bis 2030.
  • Starke Nachfrage nach Rezyklat durch einen etablierten Markt (Faktor 4).

Die Recyclingquoten für Plastik-Verpackungen sind Stand heute wie folgt festgelegt:

  • 22.5% heute (50% für Verpackungen allgemein)
  • 50% bis 2025 (65%dito)
  • 55% bis 2030 (70% dito)

Die Quotenberechnung soll vereinheitlicht und dadurch auch strenger (weg von Sammel-hin zu Recyclingquoten) werden.Weiter sollen die Vermeidung und auch Mehrweg gestärkt werden. Die Ziele werden voraussichtlich im Frühling 2018 verabschiedet.

Die Strategie kann als Weckruf an die Industrie verstanden werden: Es ist allerhöchste Zeit, freiwillig zu handeln und Verpackungen rezyklierfähig zu machen sowie durch das erhöhte Recycling Arbeitsplätze in Europa zu schaffen.

Welche Relevanz hat die EU-Strategie für die Diskussionen rund um die Kunststoff-Entsorgung in der Schweiz?

Die Schweiz kennt seit dem Jahr 2000 ein Deponieverbot für unbehandelte Siedlungsabfälle. In der EU wird es voraussichtlich auch im Jahr 2030 noch Deponien für unbehandelte Abfälle geben. Diese Deponien sind wegen Abfluss ins Wasser eine wesentliche Ursache für marine litter und microplastics. Bei uns werden Siedlungsabfälle somit seit bald 20 Jahren entweder stofflich oder thermisch verwertet und gelangen nicht unkontrolliert in die Umwelt. Nicht rezyklierbare Kunststoffe werden in den KVA energetisch verwertet.

Die Schweiz kennt seit Jahrzehnten das bewährte System der selektiven Separatsammlung. Es werden Wertstoffe separat gesammelt, welche sich mit hoher Ausbeute stofflich verwerten lassen und welche eine Rezyklat-Nachfrage haben und somit eine hohe Öko-Effizienz gewähren.

Die Rezyklierbarkeit ist die Basis und die Voraussetzung für eine sinnvolle Separatsammlung. Die vermehrte Rezyklierbarkeit kann nur in konkreten Umweltnutzen umgewandelt werden, wenn auch separat gesammelt und stofflich rezykliert wird. Mit der Themenplattform «Sammlung 2025» unserer Drehscheibe Kreislaufwirtschaft wollen wir die Rezyklierbarkeit, Sammlung und Verwertung von Verpackungen und Produkten in Zusammenarbeit mit der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben. Eine schweizweite Sammlung von Kunststoffen aber auch Getränkekarton ist das erklärte Ziel der Projektgruppe.

Weiterführende Informationen

Europäische Kommission: Strategie für Kunststoffe

Europäische Kommission: Anhang der Strategie für Kunststoffe

Europäische Kommission: Eine europäische Strategie für Kunststoffe: Fragen und Antworten

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