Kunststoff Recycling und Verwertung (KuRVe)

1      16.09.2021

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Das Projekt Kunststoff Recycling und Verwertung (KuRVe), das die Firma Carbotech AG und das Hochschulinstitut UMTEC im Auftrag von acht Kantonen, verschiedenen Verbänden und dem Bundesamt für Umwelt BAFU durchgeführt hat, untersuchte die Verwertungs- und Ent-sorgungswege von Kunststoff-Verpackungen aus Schweizer Haushalten im Jahr 2017.

Öko-Effizienz Kunststoff-Sammlungen

Die breit abgestützte Studie «Kunststoff Recycling und Verwertung» (KuRVe) ist eine weitere Basis für die Empfehlungen und faktenbasierte Entscheidungen im Umgang mit Kunststoffen aus Haushalten.
Die Resultate der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Gemischte Kunststoffsammlungen aus Haushalten haben, verglichen mit der Sammlung von PET-Getränkeflaschen, eine geringe Öko-Effizienz. Dem verhältnismässig kleinen ökologischen Nutzen stehen hohe Kosten gegenüber.
Die vergleichsmässig hohen Kosten resultieren einerseits aus der aufwändigen Logistik, denn je gemischter gesammelt wird, desto höher sind die Sortierkosten, andererseits aber auch aus den tiefen Material-Erlösen. Dass Mehrkosten entstehen und dass Material nach aufwändiger Sammlung und Sortierung trotzdem in die thermische Verwertung gelangt, sind Hauptkritikpunkte an der Gemischt-Sammlung: Vieles, was gesammelt wird, ist gar nicht rezyklierfähig bzw. findet keine Nachfrage in einem Sekundärmarkt. Dieses Problem ist gut ersichtlich mit dem 2018 verhängten Import-Stopp von China. Wäre das gesammelte Material gut verwertbar, würde es China gerne annehmen; da China jedoch nicht über eine flächendeckende thermische Verwertung nach Schweizer Standard verfügt, droht es zur «Mülldeponie für schlechte Kunststoff-Qualität» zu werden.

Balkendiagramme zu SEBI Kunststoffverpackungen
Vergleich SEBI der verschiedenen Kunststoff-Sammlungen

Einordnung der KuRVe-Zahlen im Kontext des Siedlungsabfalls

  • Die realistische Potenzial-Sammelmenge der Gemischt-Kunststoffe wird mit 112‘000 t angegeben. Die Totalmenge der Haushaltsverpackungen beträgt 195‘000t, dies sind ca. 2% der Siedlungsabfälle oder knapp 4% der heutigen Separatsammelmenge.
  • Der potenzielle Umweltnutzen der Gemischt-Kunststoffe beträgt gemäss Studie im Vergleich mit einer durchschnittlichen KVA knapp 90 Mia. UBP. Der Umweltnutzen der heutigen Separatsammlung beträgt ca. 6‘000 Mia. UBP (Quelle: Ökobilanz Carbotech für Swiss Recycling). Der ökologische Mehrnutzen beträgt also nur 2%.
  • Die Systemkosten der Potentialmenge der Gemischt-Kunststoffe betragen ca. CHF 70 Mio. pro Jahr (mit Nettokosten CHF 625/t gerechnet). Heute kosten alle separat gesammelten Siedlungsabfälle inkl. Papier, Glas, Grüngut, Elektrogeräte etc. ca. CHF 530 Mio. pro Jahr. Die Mehrkosten betragen folglich etwa 13% bei einer Zusatzmenge von weniger als 4%, was die schlechte Öko-Effizienz erklärt.
  • Wenn man anstatt einer durchschnittlichen, eine KVA mit hohem Wirkungsgrad als Referenz nimmt, sinkt der ökologische Mehrnutzen bis Null, bzw. kann sogar ins Minus kippen. Je besser die KVA, desto kleiner der Umweltnutzen der Gemischt-Kunststoff-Sammlung.

Einige Kennzahlen aus der Studie

  • Realistische Potential-Sammlung Gemischt-Kunststoffe 112‘000t (Totalmenge 195‘000t Verpackungen Haushalte). Dies sind ca. 2% der Siedlungsabfälle (Total ca. 6 Mio. t.) oder etwas weniger als 4% der heutigen Separatsammelmenge (rund 3.2 Mio. t.).
  • Die Systemkosten der Potentialmenge Gemischt-Kunststoffe betragen ca. CHF 70 Mio. pro Jahr (mit Nettokosten CHF 625/t gerechnet, Nettokosten = inkl. Abzug KVA-Kosten). Heute kosten alle separat gesammelten Siedlungsabfälle (inkl. Papier, Glas, Grüngut, E-Geräte etc.) ca. CHF 530 Mio. pro Jahr. D. h. die Mehrkosten betragen etwa 13% bei einer Zusatzmenge von weniger als 4% (was die schlechte Öko-Effizienz erklärt).
  • Der Umweltnutzen beträgt gem. Studie im Vergleich mit einer durchschnittlichen KVA knapp 90 Mia. UBP. Der Umweltnutzen der heutigen Separatsammlung beträgt ca. 6‘000 Mia. UBP (Ökobilanz Carbotech für Swiss Recycling). D. h. der ökologische Mehrnutzen beträgt 2%. Wenn man eine gute KVA als Referenz nimmt, sinkt der ökologische Mehrnutzen auf unter 1%.
  • Die Öko-Effizienz der untersuchten Sammlungen liegt mit ca. 1'000 UBP/CHF deutlich tiefer als bei dem bestehenden Recycling-System PET-Recycling Schweiz (3'500). Auch im Vergleich zu anderen Sammlungen ist die Öko-Effizienz deutlich tiefer.
  • Das Potential der stofflich gut verwertbaren Fraktionen Plastikflaschen und Getränkekartons liegt bei rund 24'500t (70% von 35’000t) im Jahr.

Einschätzung zur Studie

Es ist wichtig, gemeinsam mit den wesentlichen Akteuren proaktiv einen Weg aufzuzeigen, wie glaubwürdige Standards und ein nationales Recycling-System für sinnvolle Fraktionen etabliert werden können. Genau daran arbeiten wir mit der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft im Projekt „Sammlung 2025“.

Grundsätze für ein sinnvolles Recycling

  • Erst eine vorgezogene Finanzierung erlaubt ein professionelles Recycling-System, mit der notwendigen Gratis-Rückgabe auch in den überwachten Sammelstellen der Gemeinden und der Koordination in Prozessen wie der Kommunikation mit der Bevölkerung und dem Design for Recycling.
  • Die Gratisabgabe erhöht die Mobilisierung der Bevölkerung und ist Voraussetzung für eine hohe Erfassung der Potentialmengen und damit dem Erreichen des Umweltnutzens.
  • Alle Akteure, auch Produzenten und Inverkehrbringer, sind in ein Recycling-System zu integrieren, damit eine ganzheitliche Bearbeitung der Wertschöpfungskette garantiert wird, zum Beispiel im Design for Recycling.
  • Ein schweizweites Angebot sorgt für grösstmögliche Realisierung von Synergien und ermöglicht auch eine gemeinsame, koordinierte Kommunikation.

Weitere Infos, Zahlen und Fakten zur Studie

Bericht

Dossier

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